4. „KIT Steirer (Fortbildungs-) tag“ des Kriseninterventionsteams Land Steiermark im Bezirk Fürstenfeld
KIT, 18. September 2010
Das KIT - Team ist dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 20 Katastrophenschutz und Landesverteidigung zugehörig und wird von Frau Dr. Katharina Purtscher, dem Psychotherapeuten, Herrn Edwin Benko und von Herrn Mag. Helmut Kreuzwirth geleitet. Seit 1. September 2010 arbeitet die Diplomsozialarbeiterin Frau Cornelia Daum, MA, in der Abteilung 20 als Assistenz der fachlichen Leitung und Mitarbeiterkoordinatorin.
Um die Qualität dieser Arbeit in Akutsituationen sicherstellen zu können, absolvieren alle KIT - MitarbeiterInnen einerseits eine 180 Stunden umfassende Ausbildung und bilden sich andererseits regelmäßig bei Tagungen, Fortbildungen und bei internen „Auffrischungskursen" fort.
Die KIT Steirertage finden jährlich rotierend in den Bezirken statt. Nach den Bezirken Graz Umgebung, Judenburg und Liezen trafen heuer 120 MitarbeiterInnen des KIT Land Steiermark im Bezirk Fürstenfeld beim Weingut Thaller zusammen.
Der fachliche Leiter, Edwin Benko, begrüßte die Ehrengäste aus der Politik und die VertreterInnen der Einsatzorganisationen, sowie den Leiter der Abteilung 20, Herrn HR Dr. Kurt Kalcher und die Referenten Frau Primaria Dr. Katharina Purtscher und Dr. Andreas Müller Cyran, fachlicher Leiter KIT München. Ein herzliches Grüß Gott galt allen Akutbetreuerinnen und Akutbetreuern, die sich ehrenamtlich in den Dienst der Sache stellen, um Menschen in der Akutphase nach traumatischen Ereignissen zu unterstützen.
„Da die Arbeit, die wir für Menschen in Not leisten, auch für uns KIT MitarbeiterInnen emotional anstrengend sein kann, ist es notwendig, einen Ausgleich zu schaffen. Aus diesem Grund haben wir für diese Tagung einen Wohlfühlplatz ausgesucht, um uns einerseits fortzubilden und auszutauschen, aber auch andererseits um gemeinsam zu feiern und Danke für die geleistete Arbeit zu sagen" so Edwin Benko.
Die wissenschaftliche Leiterin Primaria Dr. Katharina Purtscher hielt das Eröffnungsreferat zum Thema: „Resilienz - Entwicklung und Wachstum trotz belastender Lebensereignisse". In Einsätzen sind wir mit plötzlichem Leid, mit Trauer und vielfältigen Schicksalsschlägen konfrontiert. Oftmals fragen wir uns, wie es Menschen schaffen, trotz dieser Einschnitte den Glauben an das Leben nicht zu verlieren. Dr. Katharina Purtscher zeigte in ihrem Referat unter anderem auf, welche Faktoren Resilienz beeinflussen und warum manche Menschen widerstandsfähiger sind als andere. „Resilienz ist der Prozess und die Fähigkeit trotz herausfordernder oder gar belastender Bedingungen eine erfolgreiche Anpassung zu bewirken. Resiliente Menschen haben eine innere Fähigkeit, die immer wieder dafür sorgt, dass sie nicht aufgeben."
Es ist uns eine besondere Freude, dass wir als Gastvortragenden den fachlichen Leiter und Mitbegründer des Kriseninterventionsteams München, Herrn Dr. Andreas Müller - Cyran, begrüßen durften. Sein Vortrag unter dem Titel: „Strukturelle und inhaltliche Besonderheiten der psychosozialen Akutbetreuung jenseits der alltagsnahen Arbeit" zeigte auf, dass eine Akutbetreuungsarbeit in der komplexen Schadenslage ohne die Erfahrungen von alltagsnahen Einsätzen nicht möglich ist. Zusätzlich benötigen AkutbetreuerInnen, die in komplexen Schadenslagen tätig sind, jedoch noch Wissen über Strukturen und Dynamiken in Großschadenslagen und ergänzende Interventionstechniken. Dies ergibt sich vor allem daraus, dass es unterschiedliche Gruppen von Betroffenen gibt, z.B. Überlebende, Vermissende, Hinterbliebene, Augenzeugen - vom Wort „Opfer" sollte Abstand genommen werden - deren unterschiedliche Bedürfnisse in der Betreuung Berücksichtigung finden müssen. Ein weiteres Charakteristikum bei komplexen Schadenslagen ist die verlängerte Einsatzdauer. Die psychosoziale Versorgung muss nicht nur in der Akutphase, sondern auch in der Übergangsphase und in der Langzeitphase gewährleistetet werden. Dafür ist das Kriseninterventionsteam zuständig. Die Frage darf aus Sicht des Referenten nicht mehr sein „ob betreut wird, sondern wer betreut". Eine professionelle Akutbetreuungsarbeit ist unumgänglich.
Nach der Mittagspause in der typisch steirische Brote, Kaffee und Säfte aufgewartet wurden, gestaltete sich der Nachmittag mit spezifischen Themen zur Arbeit und Organisation von KIT Land Steiermark.
Zu Beginn gaben die Bezirkskoordinatorin Mag. Veronika Pinter - Theiss und die Mitarbeiterkoordinatorin Cornelia Daum, MA, einen Überblick zu den Inhalten des kurzfristig fertig gestellten Jahresberichtes 2008/2009, der danach an alle MitarbeiterInnen ausgeteilt wurde. „Es ist wichtig, dass die gesamte geleistete Arbeit, die weit über das Einsatzgeschehen hinaus geht, für die KIT - MitarbeiterInnen, aber auch für die Kooperations- und VernetzungspartnerInnen sichtbar wird."
Edwin Benko hielt in seinem Referat Rückblick und Ausschau auf die Tätigkeiten von KIT Land Steiermark und wies darauf hin, „dass wir das 12jährige KIT - Kind nun gut durch die Pubertät begleiten müssen. Dies kann nur dann gut gelingen, wenn wir im regelmäßigen Austausch bleiben, wenn wir unsere Arbeit mit Menschen reflektieren und nicht stehen bleiben. Es ist notwendig an den Grundhaltungen der Kongruenz, Empathie, der Wertschätzung und Akzeptanz im Umgang mit Menschen zu arbeiten". Der fachliche Leiter ermutigt die MitarbeiterInnen einerseits verantwortungsvoll autonom zu handeln, aber auch die Ressource der Gemeinschaft und der Zugehörigkeit von KIT Land Steiermark zu nutzen. Nur so sei es möglich, die Qualität auf Dauer sicher zu stellen. Das Leitungsteam und die Abteilung 20 sind für die Erarbeitung von Strukturen und die Schaffung von Rahmenbedingungen verantwortlich. In den Jahren 2008 und 2009 wurden diesbezüglich mehrere wichtige Schritte gesetzt, so z.B. die Einführung von BezirkskoordinatorInnen in jedem Bezirk und die Erweiterung der fachlichen Hintergrundbereitschaft. Die BezirkskoordinatorInnen und deren StellvertreterInnen wurden beim Steirertag für die nächsten zwei Jahre offiziell ernannt. Bedankt wurden die ausgeschiedenen KoordinatorInnen und das Team der fachlichen Hintergrundbereitschaft.
Das gemeinsame Abendessen in den stilvollen Räumlichkeiten des Weingutes Thaller verbunden mit vielen Gesprächen bildete den Abschluss der gelungenen Veranstaltung.