LWZ: Erdbeben Japan - aktuelle Lageinformation
Nr. 22
Lageinformation des BMLFUW zu den in Japan vom Erdbeben betroffenen Kernkraftwerken
(Stand 21.3.2011 - 18:30 MEZ)
KKW Fukushima 1 Dai-ichi
Weiterhin liegt das Hauptaugenmerk auf der Wiederherstellung der Stromversorgung in allen Blöcken, um die notwendige Kühlung durch die Kühlsysteme wiederherzustellen. Bis dahin erfolgt eine behelfsmäßige Kühlung der Blöcke 3 und 4.
Aktueller Status:
• In den Blöcken 1 und 2 ist zwar die Stromversorgung wiederhergestellt, laut Angaben der japanischen Behörden wird die Instandsetzung der regulären Kühlsysteme aber noch mehrere Tage dauern. Bei Block 3 und 4 werden zur Zeit Arbeiten für den Anschluss an die Stromversorgung durchgeführt. Die IAEA bestätigt, dass das Kühlsystem von Block 5 bereits an die externe Stromversorgung angeschlossen ist und damit betrieben wird.
• Probleme traten in den letzten Stunden vor allem bei Block 3 auf: In der Nacht ist über Reaktor 3 Rauch aufgestiegen; daraufhin wurden einige Arbeiter vorübergehend vom Reaktor abgezogen. Nach Meldungen des Regierungssprechers sind zur Zeit keine Rauchwolken sichtbar. Aufgrund des ansteigenden Drucks im Containment wurde neuerlich eine Druckentlastung und damit eine kontrollierte Freisetzung von radioaktiven Stoffen überlegt. Nach Angaben von TEPCO ist dies aber zur Zeit nicht notwendig.
• Auch in den vergangenen Stunden erfolgte wieder ein Einsatz mit Löschfahrzeugen zur Kühlung der Blöcke 3 und 4, insbesondere des Brennelement-Lagerbeckens in Block 4.
• Weiterhin wird Meerwasser in die Reaktoren 1 bis 3 eingespeist.
• Das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente in der Anlage wird gemäß behördlichen Meldungen wegen eines langsamen Temperaturanstiegs ebenfalls zusätzlich gekühlt. Die gelagerten Brennstäbe sind nach Angaben der IAEA vollständig mit Wasser bedeckt.
Messwerte
Messwerte aus Fukushima 1:
Gemäß offiziell übermittelten Informationen der japanischen Nuklearaufsichtsbehörde bleiben die Messwerte weiterhin konstant bzw. sinken leicht (etwa 2000 Mikrosievert pro Stunde).
Messwerte außerhalb Fukushima 1:
Von der Präfektur Fukushima wurden aktuelle Dosisleistungsmessdaten veröffentlicht, die in der Region nordwestlich des KKW nach wie vor deutlich erhöhte Werte (bis zu max. 140 Mikrosievert pro Stunde) zeigen. In anderen Regionen der Präfektur sind die Werte hingegen nur wenig erhöht.
Messwerte aus dem japanischen Strahlenfrühwarnsystem:
Die Messwerte in der Provinz Ibaraki südlich von Fukushima 1 sind heute gegenüber dem Vortag angestiegen (auf bis zu 1 Mikrosievert pro Stunde). Dies ist auf die nunmehrige Wetterlage mit vorherrschender Nordströmung, leichtem Niederschlag und auf weitere Freisetzungen aus Fukushima 1 zurückzuführen. Auch im Großraum Tokio sind die Messwerte ab etwa Mitternacht MEZ angestiegen. Die aktuellen Dosisleistungswerte - etwa 0,15 Mikrosievert pro Stunde - sind allerdings nicht besorgniserregend.
Lebensmittelmessungen:
Es liegen weitere Messdaten von Lebensmitteln vor, die Überschreitungen der japanischen Grenzwerte für Iod-131 bei Rohmilch und Frischgemüse zeigen. Cäsium-137 wurde ebenfalls nachgewiesen. Laut japanischen Medien wurde das Inverkehrbringen und der Verzehr von Lebensmitteln in 3 Provinzen teilweise eingeschränkt. Auch in Trinkwasser wurden gemäß Berichten japanischer Medien überhöhte Werte gemessen.
Wetter
Die nordöstliche Luftströmung mit leichten Niederschlägen bleibt vorerst bestehen. Entsprechend den Prognosen österreichischer und internationaler Wetterdienste wird sich die Wetterlage erst im Laufe des morgigen Tages wieder ändern und der Wind in Richtung Meer drehen.
Auswirkungen auf Österreich
Aufgrund der großen Distanz (ca. 10.000 Kilometer) ist mit keinen Auswirkungen auf Österreich zu rechnen. Die Importe von Lebensmitteln aus Japan werden auf Basis einer Empfehlung der Europäischen Kommission auf Radioaktivität kontrolliert.
Sonstige Informationen
Das im BMI eingerichtete bundesweite Call-Center für Anfragen aus der Bevölkerung ist unter folgender Telefonnummer erreichbar: 059133 9500.
Reisewarnungen und -empfehlungen sind auf der Homepage des Außenministeriums unter www.bmeia.gv.at zu finden.
Die Strahlenschutzabteilung des Lebensministeriums überwacht rund um Uhr die Situation.