LWZ: Erdbeben Japan - aktuelle Lageinformation
Nr. 23
Erdbeben Japan: Lageinformation Nr. 23
Lageinformation des BMLFUW zu den in Japan vom Erdbeben betroffenen Kernkraftwerken
(Stand 22.3.2011 - 07:00 MEZ)
KKW Fukushima 1 Dai-ichi
Primäres Ziel der jetzigen Maßnahmen, die Reaktorkontrollsysteme und die Kühlsysteme wieder mit Strom zu versorgen und funktionsfähig zu machen. Weiters ist nach wie vor die behelfsmäßige Kühlung der Blöcke 3 und 4 vorrangig.
Aktueller Status:
• Mittlerweile sind alle 6 Reaktorblöcke an die externe Stromversorgung angeschlossen. In den Blöcken 1 und 2 wird derzeit versucht, die externe Stromversorgung mit dem internen Leitungsnetz der beiden Blöcke zu verbinden. Außerdem wird daran gearbeitet, das Kühlsystem von Block 6 an die externe Stromversorgung anzuschließen (wird derzeit durch einen Dieselgenerator gespeist).
Nach wie vor nicht geklärt ist die Ursache für die seit gestern auftretenden Rauch-entwicklungen in den Blöcken 2 und 3. Bei Block 2 wird als Ursache eine Dampfentwicklung infolge der Überhitzung des dortigen Brennelement-Lagerbeckens angenommen. Die Rauchentwicklung nahm zwischenzeitlich wieder ab, hat aber Medienberichten zufolge in den vergangenen Stunden wieder zugenommen.
Laut japanischer Atomaufsichtsbehörde wird in den nächsten Stunden entschieden, ob die Blöcke 3 und 4 wieder mittels Feuerwehrlöschfahrzeugen gekühlt werden sollen.
Weiterhin wird Meerwasser in die Reaktoren 1 bis 3 eingespeist.
Messwerte
Messwerte aus Fukushima 1:
Laut von der japanischen Atomaufsichtsbehörde veröffentlichten Messdaten aus der Anlage ist es vorübergehend (zum Zeitpunkt der Rauchentwicklung) zu einer erhöhten Freisetzung radioaktiver Stoffe gekommen.
Messwerte außerhalb Fukushima 1:
Von der IAEA wurden Dosisleistungsmessdaten aus der näheren Umgebung (ca. 30 bis 50 km um das KKW) vom 21.3. um 7 Uhr MEZ bekannt gegeben. Die höchsten Messwerte treten weiterhin in nordwestlicher Richtung vom KKW auf (in etwa 30km Entfernung vom KKW betrug die Dosisleistung zwischen 30 und 90 Mikrosievert pro Stunde). In anderen Richtungen lagen die Werte deutlich niedriger (einige Mikrosievert pro Stunde). Auch von der Präfektur Fukushima wurden aktuelle Dosisleistungsmessdaten veröffentlicht; die höchsten Messwerte liegen etwa bei 10 Mikrosievert pro Stunde.
Messwerte aus dem japanischen Strahlenfrühwarnsystem:
Die Messwerterhöhungen in der Provinz Ibaraki (südlich von Fukushima 1) vom Vortag sind wieder großteils zurückgegangen. Im Großraum Tokio sind die Werte seit etwa 24 Stunden leicht erhöht (etwa 0,15 Mikrosievert pro Stunde).
Messwerte an Lebensmitteln:
Von der IAEA wurden die Ergebnisse von Messungen an Milch und Frischgemüse aus der Zeit vom 18. bis 20.3. in mehreren von radioaktiven Kontaminationen betroffenen Provinzen übermittelt. Die höchsten Messwerte wurden in Spinat und anderem Blattgemüse festgestellt (I-131-Konzentationen bis 50 kBq/kg, Cs-137-Konzentrationen bis 2 kBq/kg). Der Grenzwert liegt bei 2 kBq/kg (I-131) bzw. 0,5 kBq/kg (Cs-137).
Auch in Rohmilchproben wurden die zulässigen Grenzwerte (0,3 kBq/kg I-131 bzw. 0,2 kBq/kg Cs-137) in einigen Proben überschritten.
Weiters wurden von der IAEA und der Präfektur Fukushima Messdaten von Trinkwasser veröffentlicht; demnach liegen die höchsten I-131-Konzentrationen bei etwa 20 Bq/kg, auch Cs-137 wurde in einigen Proben nachgewiesen. Auch im Trinkwasser von Tokio ist I-131, allerdings in sehr geringen Mengen, nachgewiesen worden.
Maßnahmen aufgrund von erhöhten Messwerten in Lebensmitteln
Gemäß IAEA-Angaben wurde das Inverkehrbringen von Frischgemüse in 4 Provinzen (Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma) behördlich untersagt; in Fukushima zusätzlich auch das Inverkehrbringen von Milch.
Wetter
Die nordöstliche Luftströmung mit Niederschlägen bleibt vorerst bestehen, wodurch radioaktive Stoffe ins Landesinnere gebracht werden; erst für Mittwoch ist eine Änderung der Wetterlage und das Aufkommen einer Nordwestströmung Richtung Meerzu erwarten.
Auswirkungen auf Österreich
Aufgrund der großen Distanz (ca. 10.000 Kilometer) ist mit keinen Auswirkungen auf Österreich zu rechnen. Die Importe von Lebensmitteln aus Japan werden auf Basis einer Empfehlung der Europäischen Kommission auf Radioaktivität kontrolliert.
Sonstige Informationen
Das im BMI eingerichtete bundesweite Call-Center für Anfragen aus der Bevölkerung ist unter folgender Telefonnummer erreichbar: 059133 9500.
Reisewarnungen und -empfehlungen sind auf der Homepage des Außenministeriums unter www.bmeia.gv.at zu finden.
Die Strahlenschutzabteilung des Lebensministeriums überwacht rund um Uhr die Situation.