Landespressedienst-Leiterin Inge Farcher im Gespräch mit Kurt Kalcher
... innerhalb von nur sieben (!) Minuten regnete es 33 Liter ...
Die gröbsten Schäden in den von schweren Unwettern heimgesuchten Bezirken Liezen, Murtal, Leoben und Bruck an der Mur werden gerade beseitigt, neue Unwetterwarnungen wurden bereits wieder ausgesprochen. Seit etlichen Jahren nimmt die Arbeit in der für Katastrophenschutz zuständigen Abteilung 20 ständig zu. Wie sich der Katastrophenschutz des Landes auf diese Herausforderungen vorbereitet, berichtet der A20 Leiter Kurt Kalcher.
Landespressedienst (LPD): Seit 2005 hat es fast jedes Jahr vor allem im Sommer größere Unwetter gegeben. Wie meistert der behördliche Katastrophenschutz diese ständig steigenden Anforderungen?
Kurt Kalcher: Nun, man gewinnt auf jeden Fall viel Erfahrung und kann daher jedes Jahr den Einsatz bei
Katastrophen, aber auch die Soforthilfe- und Folgemaßnahmen weiter optimieren. Quasi druckfrisch ist die neue Richtlinie über die Abwicklung der Soforthilfe- und Folgemaßnahmen der Katastrophenschutzbehörden, die von der Landesregierung beschlossen wurde. Hervorzuheben
sind vor allem die glasklare Strukturierung der Soforthilfemaßnahmen und eine landesweit einheitliche Verrechnung. Die Summen der Soforthilfe im Katastrophenfall sind ja enorm. Alleine für die Wiederherstellung der öffentlichen Infrastruktur, also Straßen, Gewässer oder Gemeindewasserleitungen, werden wir an die fünf Millionen Euro an Soforthilfe für die Unwetterschäden in Treglwang, Gaishorn, Trieben sowie Hohentauern aufbringen müssen. In dieser Summe sind die privaten Schäden noch gar nicht enthalten.
LPD: Werden die Unwetter wirklich immer extremer oder bilden wir uns das nur ein?
Kurt Kalcher: Nein, das ist keine Einbildung. Wenn wie heuer innerhalb von vier Stunden im Bezirk Liezen 140 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergehen, oder wie voriges Jahr in Oberwölz innerhalb von nur sieben (!) Minuten 33 Liter, dann ist das wirklich extrem. Die Menschen haben berichtet, draußen war nur eine weiße Wand zu sehen, sonst nichts. Dass die Wetterlage extremer wird, beweisen auch die rund 1,3 Millionen Einsatzstunden, die Feuerwehr, Bundesheer, Bergrettung, Rotes Kreuz, Polizei,Behörden und Krisenintervention von 2005 bis 2011 geleistet haben.
LPD: Von 1. bis 6. Juli führt die Katastrophenschutzabteilung zusammen mit dem Österreichischen Bundesheer ein internationales Training für UNKatastrophenmanager durch. Bringt das überhaupt etwas für den steirischen Katastrophenschutz?
Kurt Kalcher: Auf jeden Fall. Es geht ja nicht nur um militärische, sondern auch um zivile Schadenslagen wie Naturkatastrophen, diesmal mit dem Schwerpunkt Extremniederschläge, mit denen wir ja leider immer vertrauter werden. Außerdem ist es wichtig, zu trainieren, mit supranationalen Organisationen wie beispielsweise der der UNO auf regionaler Ebene koordiniert zusammenzuarbeiten. Es können durchaus Schadenslagen eintreten, wo wir grenzüberschreitende Ressourcen benötigen. Wir können beispielsweise schon jetzt über das Innenministerium EU-weite Unterstützung im Katastrophenfall anfordern. Das haben schon einige Länder gemacht, beispielsweise bei großflächigen Waldbränden oder bei dem Kreuzfahrtschiff-Unglück vor der Insel Giglio.
LPD: Gibt es auch beim Land solche UNKatastrophenmanager?
Kurt Kalcher: Ja, wir haben einige Kollegen, die für internationale Einsätze ausgebildet sind. Internationales Katastrophenmanagement ist ein fixer Arbeitsbereich in unserer Abteilung. Das internationale Katastrophenmanagement arbeitet mit sogenannten Modulen. Eines davon wurde mit dem Landesfeuerwehrverband Steiermark entwickelt: das Waldbrand-Modul. Weitere von Österreich entwickelte Module sind „Trinkwasser-Aufbereitung" und „Erkundungsteams". Letzteres regelt wie Teams bei Katastrophen vor Ort die Lage bewerten und die Anforderungen melden.
LPD: Was tut sich an der Hagelabwehrfront?
Kurt Kalcher: Wir haben uns am 28. Juni auf eine neue Struktur geeinigt. Für die drei Hagelabwehr-Organisationen gibt es jetzt eine Plattform unter der Patronanz des Landes Steiermark, die künftig einheitliche Preise, eine zentrale Koordination und eine einheitliche Dokumentation sicherstellt. Für die steirischen Gemeinden ist die Einheitlichkeit der Vorgehensweise und der Preise somit gesichert.
(Auszug aus dem Steiermark-Report Juli 2012 www.landespressedienst.steiermark.at)